„Wir wollen kreative Spieler, die mit ihren Fähigkeiten den Unterschied ausmachen können“
Sebastian Vogl, neuer Sportlicher Leiter im Nachwuchs des EV Landshut, spricht über die Herausforderungen und Zielstellungen in seinem neuen Job
Es ist quasi ein nahtloser Übergang. Erst im Frühjahr hat Sebastian Vogl seinen Fanghandschuh endgültig an den Nagel gehängt und seine Karriere als Profi-Eishockeyspieler beendet. Jetzt hat er bereits die Seiten gewechselt und zieht als Sportlicher Leiter im Nachwuchs des EV Landshut die Strippen in der Talentschmiede. In einem ausführlichen Interview gibt er einen Überblick über seine Philosophie, das große Potenzial der Nachwuchsmannschaften und den unerwarteten Meistertitel der U 20-Junioren.
Sebastian Vogl, Sie sind seit dem 1. August offiziell im Dienst. Wie haben Sie sich in den zurückliegenden Wochen eingearbeitet?
„Die Arbeit ist wirklich vielfältig. Ich freue mich, dass es jetzt so richtig los geht und ich meiner Sportart und vor allem auch meinem Heimatverein weiter treu bleiben kann. Es macht wirklich viel Spaß.“
Welche Schwerpunkte wollen Sie bei ihrer Arbeit setzen?
„Das Fundament für eine erfolgreiche Arbeit sind aus meiner Sicht eine vereinheitliche Kommunikation und Prinzipien nach denen im EVL-Nachwuchs gecoacht werden soll. Da geht es jetzt aber nicht darum ein Playbook vorzugeben. Vielmehr möchte ich einige spielerische Grundprinzipien, wie wir uns in bestimmten Situationen auf dem Eis verhalten wollen, einführen, um von den jüngsten Mannschaften bis zur U 20 eine gemeinsame Philosophie zu haben. Bei den besonders talentierten Spielern wollen wir noch besser darauf achten, wer wie oft in einer höheren Altersklasse mitspielt und wie oft dann auch im Stammteam gespielt wird. Hierbei steht unser großes gemeinsames Ziel, möglichst viele Spieler für unseren Profibereich auszubilden im Vordergrund. Wenn jemand spielerisch und körperlich die Voraussetzung hat, soll er die Chance bekommen, in einer höheren Altersklasse zu spielen. Gleichzeitig gilt es aber auch, in der eigenen Altersklasse Verantwortung zu übernehmen und sich zu zeigen. Wir wollen kreative Spieler, die mit ihren Fähigkeiten den Unterschied in einem Spiel ausmachen können.“
Wie sehen Sie den EVL-Nachwuchs personell, vor allem im Trainerbereich, für die Zukunft aufgestellt?
„Wir haben wirklich ein hervorragendes Trainerteam mit viel Profi-Erfahrung. Dies wird bei der U 20 jetzt noch durch Bernie Englbrecht als Co-Trainer verstärkt. Für das Techniktraining bei der U 15, U 17 und U 20 wird Samuel Dube einmal pro Woche mit aufs Eis gehen. Außerdem übernimmt Ilari Näckel das Torwarttraining bei der U 20 und wird auch die übrigen Trainer coachen. Ich selbst bringe mich beim Torwarttraining der U 13, U 15 und U 17 mit ein.“
Wie schwer wird, es in der Zukunft den Status als Fünf-Sterne-Ausbildungsclub zu halten?
„Das wird natürlich eine große Herausforderung und bleibt ein wichtiges Ziel. Entscheidend dafür ist, dass wir auch in Zukunft mit unseren Jugendmannschaften in den höchsten Ligen am Start sind. Ein wichtiges Thema bleibt zudem die Verbindung von Sport und Schule. Perspektivisch wäre ein Sportler-Wohnheim für die verschiedensten Sportarten in Landshut ein wichtiger Baustein. Hier gilt es mit anderen Vereinen und der Stadt zu sprechen. Wir brauchen aber auch kurzfristige Lösungen, die sofort greifen. Hier arbeiten wir mit Schulen zusammen, um zum Beispiel eine morgendliche Eiseinheit bei der U 17 und der U 20 zu ermöglichen. Hierfür brauchen wir aber auch die Kulanz der Schulen.“
Wie gut sind die Nachwuchsmannschaften des EVL für die kommende Saison gerüstet?
„Schon bei der U 13 trennt sich langsam aber sicher die Spreu vom Weizen. Hier sind wir in diesem Jahr sehr breit aufgestellt. Ob wir an vorherige Erfolge in dieser Altersklasse anknüpfen können, müssen wir mal abwarten. Die U 15 ist für mich in diesem Jahr mit die stärkste Nachwuchsmannschaft. Beim BEV-Elitecamp haben sich gleich sechs Landshuter durchgesetzt. Außerdem haben wir drei sehr starke Torhüter und mit Ewald Steiger einen echten Fachmann an der Bande. Die U 17 mit Coach Alexander Serikow schätze ich für Landshuter Verhältnisse eher durchschnittlich ein. Sie spielt in Deutschlands stärkster Nachwuchsliga in der wir in den letzten Jahren ja auch um den Titel mitgespielt haben. Unser Ziel sollte hier sein, uns wieder unter den Top acht zu platzieren und in die Playoffs einzuziehen. Mit Luis Becker, Jonas Schwarz, Tobias Fischer und Hanna Bugl haben wir auch wieder zwei Top-Talente, die in den Nachwuchs-Nationalmannschaften dabei sind.“
Die U 20 wurde in der vergangenen Saison völlig überraschend Deutscher Meister geworden. Welche Bedeutung hat dieser Titel für den EVL-Nachwuchs?
„Der Titelgewinn hat uns unheimlich viel Aufmerksamkeit beschert. Die U 20 war in der Stadt sehr präsent und wurde fast wie eine Profi-Mannschaft gefeiert. Das hat aber natürlich auch die Erwartungshaltung etwas verändert. Außerdem sind Spieler, die die Meisterschaft gewonnen haben, natürlich auch bei anderen Vereinen sehr begehrt. Etliche Spieler sind jetzt in den Profibereich abgewandert. Über die Jahre wollen wir natürlich noch mehr Eigengewächse für unsere Profi-Mannschaft produzieren. Hierzu werde ich mich mit Ralf Hantschke und Heiko Vogler austauschen. Mir ist bewusst, dass eine Nachwuchs- und eine Profimannschaft immer unterschiedliche Zielsetzungen haben. Eine profi-Mannschaft möchte und muss schließlich Erfolg haben.“
Was erwarten Sie in der kommenden Saison von der U 20?
„Wir werden natürlich nicht die Titelverteidigung als Ziel ausgeben. Das ist unrealistisch. Vielmehr geht es darum, auch in der kommenden Saison die höchste Spielklasse, also die Divison I, zu halten. Und dafür müssen wir schon in den ersten 14 Spielen voll da sein. Danach qualifizieren sich die ersten vier unserer Achtergruppe für die Meisterrunde. Diese Teams haben den Klassenerhalt sicher. Darauf liegt der Fokus. Später kann es dann für die älteren Jahrgänge die Möglichkeit geben über Förderlizenzen in Erding oder Passau im Herrenbereich Erfahrungen zu sammeln. Natürlich mussten wir auch einige Abgänge ersetzen. Hierzu haben wir einige externe Lösungen gefunden. Wir wollen aber auch den Landshuter Weg weitergehen. Die Spieler, die uns lange treu bleiben, sollen auch belohnt werden.“
Vielen Dank für das Gespräch!